Publikationen des Heimatverens

23 Feb, 2012 | Thema: Oeffinger Anekdoten | Author: Frank Schwinghammer

Lernen Sie bei uns die Geschichte und Tradition der Gemeinde Oeffingen kennen.

Oeffinger Anekdoten
Die erste Oeffinger Mietwaschküche (Gasthaus Rössle)
 

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Die erste Oeffinger Mietwaschküche wurde von der Familie Stephan Rombold am Standort des heutigen Gasthauses Rössle (Asia-Wok) betrieben. Schon vor dem 2. Weltkrieg stand an der Schulstraße/Ecke Remserstaße das erste Gasthaus Rössle. Vor dem Gasthaus befand sich die erste Tank-Zapfsäule Oeffingens. Das Gasthaus wurde von der Besitzerfamilie Rombold 1941 mit all ihrem ersparten Geld aufwändig modernisiert und auf den damals neuesten Stand umgebaut.

                                                                  Archiv Heimatverein Oeffingen - Oeffinger Mietwaschküche Stephan Rombold

Der Eingang wurde von der Remserstraße in die Schulstraße verlegt und mit einer überdachten Treppe, die von zwei Seiten zugänglich war, versehen. Es gab einen Saal und ein Musikzimmer, in welchem Vereinsfahnen eingelagert waren. Neben dem Schankraum befand sich ein Toilettenanbau, links am Gebäude Richtung Metzgerei Mehrle. Der dazugehörige Garten mit Gartenlaube befand sich auf der anderen Seite der Remserstraße, Ecke Hegnacherstraße (heutiges Gasthaus Rössle bzw. Asia-Wok). Hier befand sich ein gemauertes Häuschen mit einem Raum, in welchem die Waschküche des Rössle eingerichtet war, bestehend aus Waschmaschine, Schleuder, Mangel und Waschkessel. Da diese Waschküche recht modern und großzügig ausgelegt war, vermieteten die Rombolds sie gerne an Oeffinger Bürger.

Dann geschah am Sonntag, 16.7.1944 das Unfassbare, der verheerende Fliegerangriff auf Oeffingen. Dabei wurde auch das erst drei Jahre zuvor renovierte Rössle völlig zerstört. Es verbrannten dabei auch einige Vereinsfahnen, so auch diejenige des Militär- und Kriegervereins Oeffingen. Der damals schon geflieste Toilettenanbau war zwar unbeschädigt geblieben, jedoch voll mit Trümmern. Er wurde von den Rombold-Kindern freigeräumt und als Verkaufsraum der Gärtnerei Lehmann benutzt. In Oeffingen wird erzählt, dass die Deutsche Wehrmacht im Rössle Verpflegung (Zuckersäcke) eingelagert hatte. Diese waren beim Brand geschmolzen und lagen in der Ruine in den Trümmern. Kinder holten den geschmolzenen Zucker als "Karamell-Bonbons" heraus, indem sie ihn in Stücke zerschlugen. Die Kinder wurden regelmäßig aus der Ruine vertrieben, aber ihr Heißhunger auf Süßes war stärker. Es wird auch erzählt, dass ein Oeffinger Junge mit einem weggeworfenen Wehrmachtsgewehr auf den noch in der Ruine stehenden Kamin geschossen hätte, bis irgendjemand diesem Treiben ein Ende machte. Die Ruine wurde nie wieder aufgebaut, jedoch errichtete die Familie Rombold auf dem Platz des Waschhäuschens in der Remserstraße Ihr neues Gasthaus Rössle mit Wohnung und Waschküsche.

Die Ruine wurde an die Familie Mehrle verkauft, die auf den Platz später ein Mehrfamilienhaus mit Hausladen errichtete. Im neuen Rössle konnte die Mietwaschküche nun mit Genehmigung des Gemeinderats weiterbetrieben werden, um die Familie finanziell zu unterstützen. Da die Familie Stephan Rombold durch den Fliegerangriff alles verloren hatte, mussten sämtliche Verwandten zusammenhelfen und Geld zusammenlegen. Dem Ruin nahe schickten auch die Verwandten aus den U.S.A. Carepakete mit Lebensmitteln, die verkauft oder gegen Baumaterial eingetauscht wurden. So geschehen, als man Bauholz aus dem Schwarzwald holen wollte und für das Passieren der französisch/amerikanischen Militärzone eine Genehmigung "ertauschte". Das Holz wurde übrigens mit derselben Währung "bezahlt". Auf eine neue Haustüre vom hiesigen Schreiner musste man etwas warten, da dieser D-Mark wollte, anstatt Naturalien. In dieser Not behalf man sich mit einigen Brettern, die verrammelt wurden.

-So aufgeschrieben am 17.12.2008 von Andreas Pfeiffer, Heimatverein Oeffingen 1999 e.V. nach einer Erzählung von Marga Grothe, geb. Rombold (Rössleswirts)-

                                    
Archiv Heimatverein Oeffingen - Malereien von Oeffingen

Anhang vom Erzähler:

Es geschah im Rössle in den 1950er-Jahren während der Volksfestzeit, als im Gasthaus nichts los war. Rösslewirt Rombold und mein Großvater Emil Pfeiffer saßen im Rössle und wollten Karten spielen. Da jedoch der dritte Mann dazu fehlte fragte man ausnahmsweise den Freund und späteren Ehemann der Wirtstochter Marga, Ludwig Grothe, welcher gebürtig aus dem Rheinland war. Die Frage, ob er gaigeln könne, verneinte dieser und sagte, er könne nur Skat spielen. Die beiden Schwaben waren so nett und erklärten dem "Ausländer" das Gaigelspiel. Doch das Spiel entwickelte sich anders, als die Schwaben das erwartet hatten, denn der Neuling gewann ein Spiel nach dem anderen. So verging ihnen allmählich die Spiellust und Opa Emil warf erzürnt die Karten auf den Tisch und beendete die Partie. "So kann's ganga, mr sott en nex zeiga, dene Kerle."