Publikationen des Heimatverens
Lernen Sie
bei uns die Geschichte und Tradition der Gemeinde Oeffingen kennen.
Oeffinger Anekdoten
Die erste Oeffinger Mietwaschküche (Gasthaus Rössle)
Die erste Oeffinger Mietwaschküche wurde von der Familie Stephan Rombold
am Standort des heutigen Gasthauses Rössle (Asia-Wok) betrieben. Schon
vor dem 2. Weltkrieg stand an der Schulstraße/Ecke Remserstaße das erste
Gasthaus Rössle. Vor dem Gasthaus befand sich die erste Tank-Zapfsäule
Oeffingens. Das Gasthaus wurde von der Besitzerfamilie Rombold 1941 mit
all ihrem ersparten Geld aufwändig modernisiert und auf den damals
neuesten Stand umgebaut.
Der Eingang wurde von der Remserstraße in die Schulstraße verlegt und
mit einer überdachten Treppe, die von zwei Seiten zugänglich war,
versehen. Es gab einen Saal und ein Musikzimmer, in welchem
Vereinsfahnen eingelagert waren. Neben dem Schankraum befand sich ein
Toilettenanbau, links am Gebäude Richtung Metzgerei Mehrle. Der
dazugehörige Garten mit Gartenlaube befand sich auf der anderen Seite
der Remserstraße, Ecke Hegnacherstraße (heutiges Gasthaus Rössle bzw.
Asia-Wok). Hier befand sich ein gemauertes Häuschen mit einem Raum, in
welchem die Waschküche des Rössle eingerichtet war, bestehend aus
Waschmaschine, Schleuder, Mangel und Waschkessel. Da diese Waschküche
recht modern und großzügig ausgelegt war, vermieteten die Rombolds sie
gerne an Oeffinger Bürger.
Dann geschah am Sonntag, 16.7.1944 das Unfassbare, der verheerende
Fliegerangriff auf Oeffingen. Dabei wurde auch das erst drei Jahre zuvor
renovierte Rössle völlig zerstört. Es verbrannten dabei auch einige
Vereinsfahnen, so auch diejenige des Militär- und Kriegervereins
Oeffingen. Der damals schon geflieste Toilettenanbau war zwar
unbeschädigt geblieben, jedoch voll mit Trümmern. Er wurde von den
Rombold-Kindern freigeräumt und als Verkaufsraum der Gärtnerei Lehmann
benutzt. In Oeffingen wird erzählt, dass die Deutsche Wehrmacht im
Rössle Verpflegung (Zuckersäcke) eingelagert hatte. Diese waren beim
Brand geschmolzen und lagen in der Ruine in den Trümmern. Kinder holten
den geschmolzenen Zucker als "Karamell-Bonbons" heraus, indem sie ihn in
Stücke zerschlugen. Die Kinder wurden regelmäßig aus der Ruine
vertrieben, aber ihr Heißhunger auf Süßes war stärker. Es wird auch
erzählt, dass ein Oeffinger Junge mit einem weggeworfenen
Wehrmachtsgewehr auf den noch in der Ruine stehenden Kamin geschossen
hätte, bis irgendjemand diesem Treiben ein Ende machte. Die Ruine wurde
nie wieder aufgebaut, jedoch errichtete die Familie Rombold auf dem
Platz des Waschhäuschens in der Remserstraße Ihr neues Gasthaus Rössle
mit Wohnung und Waschküsche.
Die Ruine wurde an die Familie Mehrle verkauft, die auf den Platz später
ein Mehrfamilienhaus mit Hausladen errichtete. Im neuen Rössle konnte
die Mietwaschküche nun mit Genehmigung des Gemeinderats weiterbetrieben
werden, um die Familie finanziell zu unterstützen. Da die Familie
Stephan Rombold durch den Fliegerangriff alles verloren hatte, mussten
sämtliche Verwandten zusammenhelfen und Geld zusammenlegen. Dem Ruin
nahe schickten auch die Verwandten aus den U.S.A. Carepakete mit
Lebensmitteln, die verkauft oder gegen Baumaterial eingetauscht wurden.
So geschehen, als man Bauholz aus dem Schwarzwald holen wollte und für
das Passieren der französisch/amerikanischen Militärzone eine
Genehmigung "ertauschte". Das Holz wurde übrigens mit derselben Währung
"bezahlt". Auf eine neue Haustüre vom hiesigen Schreiner musste man
etwas warten, da dieser D-Mark wollte, anstatt Naturalien. In dieser Not
behalf man sich mit einigen Brettern, die verrammelt wurden.
-So aufgeschrieben am 17.12.2008 von Andreas
Pfeiffer, Heimatverein Oeffingen 1999 e.V. nach einer Erzählung von
Marga Grothe, geb. Rombold (Rössleswirts)-
Anhang vom Erzähler:
Es geschah im Rössle in den 1950er-Jahren während der Volksfestzeit, als
im Gasthaus nichts los war. Rösslewirt Rombold und mein Großvater Emil
Pfeiffer saßen im Rössle und wollten Karten spielen. Da jedoch der
dritte Mann dazu fehlte fragte man ausnahmsweise den Freund und späteren
Ehemann der Wirtstochter Marga, Ludwig Grothe, welcher gebürtig aus dem
Rheinland war. Die Frage, ob er gaigeln könne, verneinte dieser und
sagte, er könne nur Skat spielen. Die beiden Schwaben waren so nett und
erklärten dem "Ausländer" das Gaigelspiel. Doch das Spiel entwickelte
sich anders, als die Schwaben das erwartet hatten, denn der Neuling
gewann ein Spiel nach dem anderen. So verging ihnen allmählich die
Spiellust und Opa Emil warf erzürnt die Karten auf den Tisch und
beendete die Partie. "So kann's ganga, mr sott en nex zeiga, dene Kerle."